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Melt! Festival 2011

2011 war ich für motor.de auf dem Melt! Festival unterwegs. Was wir dort am Samstag erlebt haben, gibt’s hier in gekürzter Form zu lesen.


Am zweiten Festivaltag macht das Melt!-Festival seinem Namen alle Ehre. Die immense Hitze treibt so manchen Partygänger zeitiger aus dem Zelt, als ihm lieb ist. Da bereits die ersten Acts schon wieder einiges versprachen, schälen wir uns aus unseren Kabuffs und machen uns nach gefühlten zwei Stunden Schlaf auf den Weg zum Festivalgelände. Eines steht zu diesem Zeitpunkt schon fest: Auch der Samstag soll ein verdammt langer Tag werden. 

Nachdem wir vor der Big Wheel Stage bei den minimal-technoiden Klängen von Pawel und RNDM wieder zurück in den typischen Festivalrhythmus gekommen sind, machten wir uns auf dem Weg zur Main Stage, die von Andreas Dorau eröffnet wurde. Dieser adrett gekleidete Herr sollte dem einen oder anderen vom NDW-Hit “Fred vom Jupiter” bekannt vorkommen – sein Live-Repertoire bietet kauzigen und sehr tanzbaren Elektropop mit schlagereskem Einfluss, der unter der Schale deutlich mehr zu bieten hat, als man vermuten mag. Den wenigen Anwesenden gefällt diese Mischung und so wird schon zu vergleichsweise früher Stunde ordentlich gefeiert. Direkt im Anschluss beweisen Retro Stefson mit ihrem vielschichtigen Dance-Pop einmal mehr, dass sie eine Festivalband sind, wie sie im Buche steht.

Big Wheel Stage auf dem Melt! Festival 2011
Big Wheel Stage

Am Abend verlassen wir den vielversprechenden Gig von Planningtorock noch vor seinem Ende, da sich auf der Main Stage The Streets die Ehre geben. Die Informationstafel des Festivalgeländes weist darauf hin, dass es womöglich das letzte Deutschlandkonzert der Band um Mike Skinner sei – dementsprechend war der Platz rappelvoll. Nach ein paar energetischen Songs zu Beginn verliert das Konzert mit der Zeit leider ein wenig an Dynamik. Die letzten beiden Tracks, bestehend aus dem Klassiker “Fit But You Know It” und der aktuellen Single “Going Through Hell” sorgen jedoch für spürbare Begeisterung und sogar einige Circle-Pits – Skinner ist sichtlich gerührt.

So schnell wie die Massen zu The Streets geströmt sind, so schnell verflüchtigen sie sich danach wieder. Schlechte Idee! Wer hier ging, verpasste ein großartiges Konzert der Editors. Man merkt, wie ungeheuer groß die Hitdichte der Band nach gerade einmal drei Alben ist: Die anderthalb Stunden vergehen wie im Flug, was neben der grandiosen Songauswahl auch an einem bestens aufgelegten Tom Smith lag, der von Song zu Song immer euphorischer wurde.

Melt! Festival 2011 Atmosphäre

Je später der Abend, desto elektronischer die Gigs. So wummern Digitalism dem Publikum zwei Stunden nach Mitternacht ihre Beats um die Ohren. Da darf natürlich nicht der Song “Two Hearts” fehlen, der zur offiziellen Sommerhymne des Melts auserkoren wurde. Währenddessen legt auf der Beach-Stage, die von den Berliner Techno-Größen Modeselektor kuratiert wird, deren Labelkollege Siriusmo auf. Seine energiegeladenen Techno-Beats sind von phantasievollen Visualisierungen der Berliner Kunstcrew Pfadfinderei unterlegt, die ihr Übriges tun, um das Publikum in den Bann zu ziehen. Siriusmo selbst legt derweil seine typisch-stoische Gelassenheit an den Tag. Ganz anders als Dubstep-Hype Rusko, der kurz zuvor noch an seinem Pult halbe Purzelbäume schlug.

Der letzte Act auf der Main Stage sind die beiden Kanadier Crystal Castles, die auf der großen Bühne ein wenig verloren wirken. Ein wenig ungünstig gewählt für derart intensive Musik und einer charismatischen Sängerin, die danach dürstet, so oft wie möglich auf Tuchfühlung mit dem Publikum zu gehen. Passend zu den wuchtigen Bässen sorgt das Stroboskop-Gewitter für kollektive Extase in den ersten Reihen. Der Drummer, der das Duo live unterstützt, bringt noch eine Menge zusätzlichen Druck.

…Und schon ist es wieder kurz vor Sonnenaufgang. Während Modeselektor als Headliner der Beach Stage ein okayes DJ-Set zum Besten geben, legt Busy P auf der Gemini Stage feinsten französischen Elektro auf, der die Massen zum Jubeln bringt. Der Rave-Kanonenschlag Proxy sorgt im Anschluss daran dafür, dass kein Anwesender trockenen Hemdes wieder ins Zelt verschwindet. Nicht schlecht für diese Uhrzeit!

Wer danach immer noch nicht genug hat, kann sich ab 7 Uhr auf dem Sleepless-Floor breit machen und den nächsten Tag technoid beginnen. Da wir jedoch zu diesem Zeitpunkt über 13 Stunden am Tanzen waren, statten wir ihm nur einen kurzen Besuch ab und verschwinden in die Morgenruhe. Manchmal kann so ein Festival ganz schön anstrengend sein…

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