Taipei ist für alle Sinne eine intensive Stadt – vor allen Dingen, wenn man zuvor noch keinen direkten Kontakt zur ostasiatischen Kultur hatte. Weil der insgesamt knapp zehntägige Aufenthalt einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat, möchte ich an dieser Stelle meine Gedanken zu dieser wunderbaren Metropole sammeln, teilen und gleichzeitig so etwas ein ein Stadtporträt anfertigen, das vielleicht den Einen oder die Andere dazu bewegen könnte, Taipei einen Besuch abzustatten. Es lohnt sich!
1. Zusammenspiel von Neuem und Altem
Frühstücken wir die abgedroschene Floskel Tradition trifft Moderne gleich mal zum Beginn ab. Aber es ist wahr: Selten habe ich Neues und Altes so harmonisch im Einklang gesehen wie in Taipei. Alle paar Straßenecken stolpert man zwischen den Hochhausschluchten in einen neuen traditionellen Tempel – allesamt sind sie faszinierend und laden zum Erkunden der jahrhundertealten buddhistischen und konfuzianischen Traditionen und Riten ein.
2. Night Markets: Paradiesische Schlemmermeilen
Taipei ist ein Schmelztiegel der kulinarischen Kulturen. Straßensnacks dominieren die Szene, und während meines Aufenthalts habe ich mich kein einziges Mal in einem Restaurant befunden. Schließlich gibt es genug auf den Nachtmärkten zu entdecken. Sie sind wahre Schätze für kulinarische Leckerbissen, wo es alles von traditionellen taiwanesischen Leckereien bis hin zu internationalen Speisen gibt – mit Schwerpunkt auf koreanischen und chinesischen Spezialitäten, die meistens frittiert sind. Das Angebot ist einfach zu groß, um hier Empfehlungen aufzulisten, sodass man sich einfach von Augen und Nase leiten lassen sollte. Vegetarier und Vegetariernnen sollten hier ebenfalls fündig werden. Ach so, und müßig zu sagen, dass man unbedingt den in Taiwan erfundenen Bubble Tea in seinen tausenden Variationen probieren sollte!
3. Grüne Oasen
In Sachen Nachhaltigkeit macht die Stadt einiges richtig: Taipei hat richtig Gas gegeben, um Grünflächen zu schaffen, sei es in Form von Parks oder urbanen Gärten. Überall wird dafür gesorgt, dass die Betonwüste nicht überhand nimmt, sodass selbst an der Hauptverkehrsstraße Vogelgesang herrscht. Zudem setzen immer mehr Gebäude in Taipei auf Dachbegrünung. Das kühlt nicht nur die Stadt ab, sondern schafft auch Lebensraum für die Natur inmitten des urbanen Dschungels. Und auch die Mülltrennung ist hier ein Big Deal. Es gibt Regeln, wie man Müll korrekt trennt, und das Bewusstsein dafür steigt. Deshalb findet man so gut wie keine Mülleimer im Stadtgebiet, was zunächst etwas ungewöhnlich erscheint, aber seltsamerweise extrem gut funktioniert.
4. Ab aufs YouBike
Wer trotzdem mal vom Großstadttreiben überfordert sein sollte, kann sich ein Fahrrad schnappen und ist in wenigen Minuten im Grünen. Das kostet meistens weniger als einen Euro pro Fahrt und funktioniert in Taipei extrem gut, weil es etliche so genannte YouBike-Stationen in der Stadt verteilt gibt. Der Uferweg entlang des Danshui-Flusses ist dabei besonders hervorzuheben, der entlang der Skyline von New Taipei City am anderen Ufer führt.
5. Endlose Wanderungen
Wir bleiben in der Natur: Im Umkreis von Taipei gibt es hunderte Kilometer von Wanderwegen, die einen sofort vergessen lassen, dass man sich in einer Millionenmetropole befindet. Inspirationen über Routen kann man sich auf einem der zahlreichen Reiseblogs holen, die sich mit Wanderungen in und um Taipei beschäftigen. Die Hauptattraktion ist allerdings der Yangmingshan-Nationalpark, ein Naturschatz mit einer Vielzahl von Attraktionen, der bequem mit der innerstädtischen Metro zu erreichen ist. Die dortige Vulkanlandschaft, heißen Quellen, üppige Wälder und Wanderwege machen ihn zu einem beliebten Ziel für Naturliebhaber.
6. Das Transportsystem!
Ja, es verdient wirklich eine eigene Erwähnung: Das Taipei Metro Rapid Transit (MRT) System ist eines der besten der Welt. Mit einem umfassenden Streckennetz, das die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abdeckt, bietet es eine überaus komfortable Alternative, um sich in der Stadt fortzubewegen – auch wenn viele Attraktionen fußläufig bereits ganz gut zu erreichen sind. Die Züge sind sauber, sicher, günstig, effizient und schnell. Davon kann man in Deutschland nur träumen.
7. Ostasiatische Greifautomatenkultur
Klassisch Ostasien: Das Daddeln am Greifautomaten hat sich in Taipei, genau wie in anderen taiwanesischen Großstädten, längst zu einem sozialen Event entwickelt. Man trifft sich, hat zusammen Spaß und jeder feuert den anderen an, wenn er versucht, einen der begehrten Preise zu schnappen. Egal ob es sich um ein Plüschtier, ein Gadget oder eine Packung Taschentücher handelt – es macht einfach Spaß, diese Dinger zu bedienen und anderen dabei zuzuschauen.
8. Safety first
Laut des Global Peace Index, der die Sicherheitslage in verschiedenen Städten und Ländern bewertet, mischt Taiwan vorne mit, was die Sicherheit für Reisende angeht. Die freundliche Atmosphäre und das geringe Risiko von Kriminalität schaffen eine positive Umgebung für Einwohner und Touristen. So kann man auch nachts ohne ein mulmiges Bauchgefühl durch die vom Neonlicht beleuchteten Straßen schlendern und sich von der Großstadt-Atmosphäre einsaugen lassen.
9. Und dann ist da noch…
Na klar, der Taipei 101 darf in der Aufzählung nicht fehlen: Dieses Gebäude ist schlicht ein architektonisches Meisterwerk, der von überall aus eine gute Figur macht. Ganz wie der Eiffelturm in Paris oder der Berliner Fernsehturm erspäht man in jeder Ecke der Stadt den charakteristischen bambusförmigen Hochbau, der einst das höchste Gebäude der Welt war. Der Schnellaufzug zur Aussichtsplattform im 89. Stock ist einer der schnellsten der Welt und bietet eine atemberaubende 360-Grad-Aussicht auf die Stadt. Der Elephant Mountain gehört indes zu den beliebtesten Anlaufpunkten, wenn man den Taipei 101 samt umliegender Skyline aus nächster Nähe anschauen möchte – keine 45 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt!