Auf in die Berge! Nachdem ich mich im zauberhaften Gebirgsstädtchen McLeod Ganj an die Höhe gewöhnen konnte, stellte sich in Manali das totale Hochgebirgs-Hochgefühl ein. Wenn nur nicht das Wetter so schlecht gewesen wäre…und dass sich Inder für das Ski-Fahren begeistern können, hätte ich bis dahin auch nicht gedacht.
Da ich im ursprünglichen Blog nichts über McLeod Ganj (bzw. Upper Dharamsala) geschrieben habe, möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass sich ein Besuch unbedingt lohnt! Von vielen als Little Lhasa bezeichnet, bietet das Städtchen eine Heimat für viele Exil-Tibeter – auch dem derzeitigen Dalai Lama wurde McLeod Ganj als Residenzstadt zugewiesen. Wer sich also mit der tibetischen Kultur auseinandersetzen möchte, der drückenden Hitze zu entfliehen versucht oder einfach nur stundenlange Spaziergänge entlang wimpelbehangener Gebirgspfade unternehmen möchte, ist hier goldrichtig aufgehoben.
Tag 20 (Eintrag vom 15.03.2013)
Ich musste ein wenig feixen, als mir der Israeli, mit dem ich gemeinsam auf den Bus nach Manali wartete, seine ueberdimensionierte Kotztuete (Fuellmenge mindestens 10 Liter) gezeigt hat. Damit ihm nicht das selbe passiere wie auf dem Hinweg, erzaehlte er mir. Ich dachte mir noch: Sooo schlimm war der Weg hier hoch doch gar nicht.
Kurz nach Beginn der insgesamt elfstuendigen (Tor)Tour wurde ich sehr neidisch auf sein Accessoire.
Dieses Mal habe ich wohl die Niete gezogen, was a) Busqualitaet und b) Busfahrer angeht. Selbst die einheimischen Mitfahrer blickten reichlich skeptisch drein, als die Sardinenbuechse im Affenzahn die Serpentinen herunterpolterte. Das Sahnehaeubchen der Fahrt war ein astreiner naechtlicher Monsun mit Donner, Blitz und allem drum und dran. Des Busfahrers Logik: Je schneller man bei Mistwetter faehrt, desto eher entkommt man ihm. Theoretisch bestechend, praktisch eher furchteinfloessend. Stellt euch einfach vor, ihr sitzt in einer Waschmaschine. Im Schleudergang. Elf Stunden. Da helfen selbst die staerksten Chill Pills nicht.
Irgendwann war der Hoellenritt zu Ende. Frueh um vier kam ich im Ferienort Manali an. Als Einziger. Weil es ein Local Bus war, wurden die restlichen Mitfahrer entlang der Ortschaften auf dem Weg herausgelassen.
‚Dann gehe ich mal hoch nach Old Manali, da gibt es viele Hotels‘, hab ich mir gedacht. ‚Wird schon etwas offen haben‘, hab ich mir gedacht. Die Realitaet war duester: Nirgends brannte auch nur eine Kerze. Zudem: Bergauf laufen, Nieselregen, Zombiehunde.
Das Hotel (Empfehlung aus dem Lonely Planet, Stand 2012), fand ich nach ca. einer Stunde Fussmarsch. Dummerweise war der gesamte Komplex noch eine Baustelle. Oder schon wieder? Man weiss es nicht genau. Was den Tourismus angeht, aendert sich hier alles rasend schnell. Ich habe schon ueberlegt, mich in die offenstehenden leeren Gemaeuer zu legen, weil ich mittlerweile durchaus erschoepft war. Mittlerweile war es sicher schon halb sechs in der Fruehe. Zum Glueck entdeckte ich noch eine Klingel bei einem Hotel. Nicht ohne schlechtes Gewissen klingelte ich den Besitzer aus seinem Schlaf, der mir daraufhin flugs ein Zimmer gab. Schwein gehabt!
Nach einer ueberaus kalten Nacht wurde ich von einem Plaetschern an der Scheibe geweckt. Okay, ein wenig Regen habe ich mir nach drei Wochen durchaus gewuenscht – aber doch bitte nicht, wenn ich draussen etwas unternehmen will. Im Laufe des Tages aenderte sich die Wetterlage immer wieder von Schnee zu Regen zu Schneeregen. Na hallelujah. Aber wenigstens habe ich meine dicken Klamotten nicht umsonst eingesteckt.
Hier enden meine Notizen an die Daheimgebliebenen. Nicht erwähnt habe ich das überraschend große Skigebiet nahe Manali, in dem ich mich am Paragliden und Zorben versucht habe. Beides durchaus zu empfehlen! Ich erinnere mich noch, dass das gesamte Dorf ansonsten extrem verschlafen war und kaum etwas geöffnet hatte – egal ob Hostels, Restaurants oder Souvenirshops. Kein Wunder, ich war dort in den letzten Wochen der Nebensaison. Wenn man sich dann mal das Foto des Skigebiets anschaut, will ich gar nicht wissen, wie es dort in der Hauptsaison aussieht…
Auf der Karte sieht man, dass sich die Orte ziemlich hoch im Norden Indiens befinden. Eigentlich wollten wir noch weiter nördlich – nach Leh. Aber die Gegend war zu diesem Zeitpunkt leider nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Das nächste Mal dann 😉
Der Abstand zwischen den beiden roten Markern auf der Map bedeutete übrigens: 11 Stunden qualvolle Busfahrt.