Ein verlockendes Angebot: Die Tourismusbehörde von Malta will seit Juni 2021 mit Tauchgutscheinen im Wert von insgesamt 750.000 Euro wieder neues Leben auf die Insel bringen. Kein Wunder, dass diese Aktion großen Anklang findet, weiß der Zwergstaat doch mit wunderbaren Tauchspots, guten Sichtweiten und ganzjährig angenehmen Wassertemperaturen zu glänzen.
Besonders für Fans von Lost Places haben die Maltesischen Inseln (Malta, Gozo und Comino) einiges zu bieten. An wenigen Orten ist die Dichte an Schiffswracks so hoch wie hier. Da die meisten Wracks vor Malta und Gozo kontrolliert versenkt wurden, sind sie noch erstaunlich gut erhalten und gut zugänglich. Ein paar der spannendsten Orte stelle ich hier vor.
Deep + Wreck Speciality von Vorteil
Da ein Großteil der Schiffe auf 30 Metern Tiefe liegt, ist mindestens ein Advanced Open Water Brevet notwendig. Eine Deep Dive oder Wreck Speciality ist auf jeden Fall von Vorteil, um die Wracks in ihrer vollen Pracht zu bestaunen und von innen zu besichtigen. Es braucht nämlich durchaus ein bisschen Training, um sicher durch die teils engen Gänge und Räume zu navigieren.
Bei der Auswahl an Tauchcentern hat man die Qual der Wahl: Auf Malta und Gozo gibt es Dutzende davon! Generell ist die Qualität der Center durchweg sehr hoch, wie auch die Berichte bei Tripadvisor nahelegen. Ich selbst bin auf Malta mit Divewise getaucht und auf Gozo mit Atlantis Dive Center und kann beide wärmstens weiterempfehlen.
Wracktauchen auf Malta
Obwohl Malta auf der Landkarte winzig erscheint, wunderte ich mich doch über die Geschäftigkeit auf dem Inselstaat. Großbaustellen und Betonwüsten ziehen sich die Küstengegenden entlang, die Straßen sind zu Stoßzeiten hoffnungslos überfüllt und ohne Mietwagen oder Busticket ist man aufgeschmissen, wenn man sich ein wenig auf der Insel umschauen will.
Das alles macht die Erkundung nicht gerade einfach, wenn man auf eigene Faust tauchen gehen möchte. Glücklicherweise ist bei den Tauchzentren der Transfer zu den Spots immer inbegriffen. Eine Vielzahl von Wracks liegt im Norden der Insel und um die Hauptstadt Valletta, doch eines der größten Highlights befindet sich südlich von Malta:
1. Um El-Faroud (Max. Tiefe: 36 Meter)
Dieser gigantische libysche Öltanker gehört zu den größten und bekanntesten Wracks der Maltesischen Inseln. In den 1990er Jahren wurde die Um El-Faroud aufgrund einer tragischen Gasexplosion und irreversibler Schäden im Rumpf abgeschrieben. Anschließend lag sie drei Jahre lang im Trockendock, bis sie anschließend kontrolliert versenkt wurde.
Im Jahr 2005 zerbrach ein Sturm das 115 Meter lange Wrack in zwei Teile, was es für Taucher nur noch interessanter gemacht hat, da sich seitdem noch weitere Zugänge in den Bauch aufgetan haben. Um sich einen Überblick über die Ausmaße des Schiffes zu verschaffen, benötigt es mindestens zwei Tauchgänge. Schon allein hierfür lohnt sich das Absolvieren eines Wreck Speciality Kurses, denn im Inneren warten unzählige Hinterlassenschaften auf ihre Erkundung.
2. Tugboat Rozi (Max. Tiefe: 36 Meter)
Dieser 1992 versenkte Schlepper ist einfach bildhübsch. Nicht nur thront er wie eine Eins auf dem sandigen Meeresgrund; auch das Innere des Wracks ist in einem sehr guten Zustand, sodass man sich beim Durchtauchen beinahe wie in einem Museum fühlt. Zudem gibt es in unmittelbarer Entfernung noch den riesigen Anker und jede Menge marines Leben zu bestaunen. Kein Wunder, dass dieses kleine Juwel ebenfalls zu den beliebtesten Tauchspots der Maltesischen Inseln gehört.
3. P29 (Max. Tiefe: 34 Meter)
Die P29 war zunächst ein Minenräumboot der Volksmarine der DDR und patrouillierte später an der Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland. Nach der Wiedervereinigung wurde sie noch einige Jahre als Patrouillenboot der deutschen Küstenwache eingesetzt.
Als sie 1997 an Malta verkauft wurde, fungierte sie noch bis in die 2000er Jahre als Grenzkontrollboot zur Absicherung der maltesischen Küste. Nachdem sie 2005 schließlich von der maltesischen Tourismusbehörde aufgekauft und von sämtlichen Gefahren befreit wurde, wurde sie 2007 kontrolliert versenkt und fristet ihr Dasein fortan als künstliches Riff mit geschichtsträchtigen Features.
4. Tug Two (Max. Tiefe: 22 Meter)
Dieser chinesische Schlepper gehört zu den jüngsten Wracks vor der Küste Maltas und ist entspannt vom Ufer aus zu erreichen (okay, bis auf die Parkplatzsuche…). Nachdem die Tug Two im Jahr 2013 rund 20 Meter entfernt von der Küste Sliemas versenkt wurde, trug sie ein Sturm kurze Zeit später mit dem Bug voran in ein Riff. Sie überlebte dieses Unglück aber unbeschadet, sodass besonders der Maschinenraum noch immer sehr gut erhalten ist.
Mit einer durchschnittlichen Tiefe von 15 Metern ist dieses Wrack attraktiv für Einsteiger. Einzig vor dem Verkehr auf der Wasseroberfläche sollte man sich in Acht nehmen, da das Wrack in einer gut befahrenen Zone liegt.
Wracktauchen auf Gozo
Gozo ist die kleine Schwesterinsel nördlich von Malta und von vielen Reisenden sträflichst vernachlässigt. Die meisten nehmen sich lediglich die Zeit für einen Tagestrip – dabei lohnt es sich sehr, sich für einige Tage auf diesem mediterranen Kleinod niederzulassen. Der Pulsschlag hier ist langsamer, der Verkehr gedrosselter und aufgrund der kompakten Größe sind viele Orte fußläufig gut erreichbar.
5. Karwela (Max. Tiefe: 40 Meter)
Das ehemalige Fährschiff bot einst Platz für 800 Passagiere und ist nun eines der beliebtesten Ziele auf Gozo. Ein Highlight des 50 Meter langen Schiffs sind der betauchbare Maschinenraum und der große Saal, der Erinnerungen an die Titanic weckt.
Da die Karwela erst 2006 mit EU-Fördermitteln versenkt wurde, hat sich noch nicht viel Leben drumherum gebildet. Die Hinterlassenschaften im Inneren des Schiffs entschädigen jedoch komplett dafür. Zudem wurden vor der Versenkung großzügige Löcher in das Schiff geschnitten, sodass man keine Bange haben muss, sich dort zu vertauchen.
6. Cominoland (Max. Tiefe: 34 Meter)
Die Cominoland liegt in unmittelbarer Nähe zur Karwela und wurde ebenfalls erst 2006 versenkt, um Gozo als Tauchspot aufzuwerten. Dieser Plan ging auf! Zwei zugängliche Decks bieten jede Menge Potential für spannende Entdeckungen in diesem ehemaligen britischen Minenleger, der später zu einem Passagierschiff umfunktioniert wurde.
Die kontrollierte Versenkung kann man sich übrigens hier anschauen und verlief im Sinne aller Beteiligten. Das Wrack liegt beinahe perfekt aufrecht auf dem Meeresboden, ist sehr gut von der Küste aus zu erreichen und wird täglich von etlichen Tauchenden angesteuert.
7. P31 (Max. Tiefe: 20 Meter)
Ähnlich wie ihre Schwester P29 war auch die P31 zunächst für die Seestreitkräfte der DDR tätig, bis sie später die Grenzen Maltas bewachte und schließlich als Attraktion ihren Weg in Richtung Meeresgrund fand. Dieses Wrack ist mit seiner Maximaltiefe von 20 Metern ebenfalls gut für Einsteiger geeignet. Der Mast liegt bereits auf sieben Metern.
Als einer der wenigen Tauchspots ist die P31 nur mit dem Boot zu erreichen, da sie etwas vorgelagert an der Insel Comino liegt. Der Aufpreis für die Bootstour lohnt sich aber, weil der Ort eine unschlagbar gute Sichtweite bietet und es selbst im Innersten immer genug Licht gibt, um alles in Ruhe zu untersuchen.
Neben den hier vorgestellten Wracks gibt es noch einiges mehr auf Malta und Gozo zu entdecken, zum Beispiel Höhlensysteme, Steilwände, Torbögen oder Riffe. Eine Übersicht über alle Spots findet man auf maltadives.com. Die Hauptattraktion dieser Gegend bleiben aber die versunkenen Schiffe. Wer also spannende Orte für Unterwasser-Erkundungen sucht und nebenbei noch etwas über Relikte der Vergangenheit lernen möchte, sollte sich Malta und Gozo unbedingt vormerken!