Der philippinische Tauchspot Moalboal ist besonders für Apnoe-Taucher ein Paradies: Nur wenige Meter von der Küste entfernt kann man hier gigantische Sardinenschwärme aus nächster Nähe beobachten.
An anderer Stelle im Blog habe ich es bereits erwähnt: Taucher haben auf den Philippinen die Qual der Wahl. Etliche Spots sind über den gesamten Inselstaat verteilt und es dauert Monate, um sich einen Überblick zu verschaffen. Bei meinem zweiten Aufenthalt im Inselstaat habe ich mich für einen Tauchspot entschieden, der so surreal aussah, dass ich den Beweisfotos meiner Mitreisenden zunächst kaum Glauben schenken konnte. Da treiben sie wie schwerelos unter Wasser und sind umgeben von tausenden kleinen Sardinen, die wie ein einziger großer Organismus wirken.
In Moalboal haben sich einige der weltbesten Apnoe-Taucher niedergelassen. Die meisten von ihnen geben Kurse in diesem waghalsigen Sport, der dazu befähigt, mehrere Minuten ohne jegliche Hilfsmittel unter Wasser zu verbringen. Alles was man dazu braucht, ist Entspannung, Körperbeherrschung und ein großer Atemzug. Fasziniert nehme ich mir vor, einen Kurs zu belegen und mache mich nach meiner Reise nach Malapascua auf in Richtung Süden.
Moalboal ist ein geschäftiges, aber unspektakuläres Dörfchen, gut drei Stunden mit dem Bus von Cebu entfernt. Nur die wenigsten Reisenden bleiben direkt in der Ortschaft, denn den eigentlichen Spaß findet man wenige Kilometer westlich, in der Küstenregion Basdiot.
Die Küste ist nur eine kurze Fahrt mit dem Mototaxi entfernt. Erster Eindruck: laut, anstrengend und charakterlos. Bar reiht sich an Bar, Tauchschule an Tauchschule, Restaurant an Restaurant. Strände gibt es nicht, aber umso mehr Motorräder, die sich im Schritttempo die einzige Hauptstraße entlang drängeln. Unter Wasser, so denke ich, finde ich hoffentlich Ablenkung vom Trubel an Land.
Mein erster Tauchgang am nächsten Morgen findet zunächst noch mit Scuba-Ausrüstung statt. Schon nach wenigen Minuten unter Wasser fegt er alle Bedenken vom Vorabend weg. Es ist der Wahnsinn, diese beeindruckende Schwarmintelligenz zu erleben. Es gibt Momente, an denen ich vor lauter Gewusel nur noch Schwarz sehe. Angefixt von dem Spaß kann ich es kaum erwarten, den Apnoe-Tauchkurs zu beginnen.
Nach kurzer Suche finde ich mit Freediving-Planet eine tolle Schule, bei der es schon am nächsten Tag mit den ersten Theorie-Übungen losgeht. Zunächst dreht sich alles um die richtigen Atem- und Entspannungstechniken und ich knacke zum ersten Mal in meinem Leben die Zwei-Minuten-Grenze im Luft anhalten.
Danach gilt es mehrere Disziplinen im Wasser zu meistern. Nachdem ich auch im Pool gelernt habe, möglichst lange Luft anzuhalten (Static Apnea) und die ersten horizontalen Distanzen (Dynamic Apnea) zurückgelegt habe, geht es am nächsten Tag ins offene Gewässer. Das Riff fällt bereits wenige Meter hinter unserer Schule steil ab, sodass die Gelegenheiten fürs Apnoe-Tauchen ideal sind. Hier wird ein Seil mit einem Gewicht rund 20 Meter herabgelassen, an dem ich mich immer weiter in die Tiefe hangeln muss. (Constant Weight).
Beim Apnoe-Tauchen dreht sich alles um die komplette Entspannung von Körper und Geist. Sowohl Verdauungsprozesse als auch Gedanken stören da nur und entziehen dem Körper den benötigten Sauerstoff. Gar nicht mal so einfach, diesen Zustand konstant beizubehalten, wenn sich selbst ein Temperaturunterschied im klimatisierten Hostelzimmer oder das schwere Essen vom Vortag am nächsten Tag negativ bemerkbar machen können.
Nach drei Tagen ist es aber geschafft und ich kann mich zertifizierter Apnoe-Taucher nennen. Neben der Fähigkeit, 18 Meter ohne Hilfsmittel abzutauchen, lehrte mich der Kurs einiges über meine körperlichen und psychischen Grenzen. Und das alles in einer einzigartigen Unterwasserwelt. Bei solch bewusstseinserweiternden Lehrstunden werden Strände, Palmen und Sonnenuntergänge fast schon zur Nebensache.