In der Umgebung von Mexiko-Stadt vergeht die Zeit wie im Flug. In allen Himmelsrichtungen gibt es etliche Möglichkeiten, um dem Millionen-Moloch zu entfliehen und die Natur zu genießen. Dieser Beitrag soll als kleine Anregung dienen, wie man innerhalb eines Tages einen fast 4500 Meter hohen erloschenen Vulkan von Mexiko-Stadt aus bezwingen kann. Auf zum Malinche!Der Malinche ist Mexikos fünftgrößte Erhebung und für viele Einheimische ein beliebtes Ausflugsziel. Wer sich entscheidet, die Besteigung am Wochenende in Angriff zu nehmen, ist garantiert nicht alleine. Besonders verwegene Gesellen legen die über 1000 Höhenmeter joggend oder auf dem Fahrrad zurück…doch hier soll es um die Wanderung gehen, die an einem Tag ebenfalls sehr sportlich ist. Neben Wanderschuhen wird keine spezielle Ausrüstung benötigt. Allerdings ist zu beachten, dass der Gipfel im Mai für einige Wochen schneebedeckt ist.
Los geht es noch vor dem Sonnenaufgang am Terminal de Autobuses de Pasajeros de Oriente (TAPO), dem östlichen Busbahnhof von Mexiko-Stadt. Dort fährt 05:40 ein Bus nach Apizaco – jene Stadt, die dem Vulkan am nächsten ist. Innerhalb von zwei Stunden tuckert der Bus gen Osten, dem Sonnenaufgang entgegen.
Vom Busterminal in Apizaco sind es anderthalb Blocks bis zur Kreuzung Ecke Aquiles Serdan/Av Hidalgo (genauer Standort siehe Karte am Ende des Artikels), wo ein Minibus (Collectivo) zum Beginn des Pfades auf den Malinche fährt. Es ist nur eines von zahlreichen Gefährten, die an dieser Kreuzung für ein reges Kommen und Gehen sorgen, sodass die Situation zunächst chaotisch wirken mag. Abhilfe: Einfach die Windschutzscheiben der Collectivos überprüfen und nach dem Schild mit der Aufschrift Malinche suchen – oder auf die Leute zugehen, die Malinze Malinze rufen.
Es fährt übrigens nur ein einziges Collectivo zum Startpunkt der Wanderung, und das – unüblich für Mexiko – minutengenau um 08:20. Obwohl der erste Bus von Mexiko-Stadt für genug Zeitpuffer sorgt, sollte man lieber etwas zeitiger da sein und sich einen Platz im Gefährt sichern. Im Notfall kann man sich aber auch darauf verlassen, dass UBER mittlerweile auch in Gegenden wie Apizaco angekommen ist. Schlimmstenfalls bezahlt man für den rund 40-minütigen Weg das rund zehnfache, was aber immer noch zu verschmerzen ist (ca. 80 Cent für das Collectivo vs. bis zu 8 Euro für ein UBER).
Das Collectivo schlängelt sich hoch auf 3333 Höhenmeter, bis zum Eingang des Eco-Camps Centro Vacacional IMSS Malintzi (genauer Standort siehe Karte am Ende des Artikels), an dem regelmäßig Wanderer ihr Domizil beziehen. Hier geht der Spaß los. Von jetzt an gilt es 1300 weitere Höhenmeter zu bezwingen, die sich auf sieben Kilometer Wanderweg erstrecken. Wie üblich bei Bergwanderungen ist der Weg bis zur Baumgrenze noch entspannt zu bestreiten und gut gekennzeichnet. Man muss es schon wirklich drauf anlegen, um sich bei den anständig durchgetrampelten Trampelpfaden zu verlaufen.
Erst oberhalb der Vegetationsgrenze wird’s anspruchsvoll. Steine und Geröll machen es nicht immer einfach, auf dem rechten Weg zu bleiben. Da der Malinche allerdings beinahe jeden Tag in der Woche gut besucht ist, hilft es, sich an den Anderen zu orientieren. Ansonsten helfen altbewährte Apps wie Maps.Me, Organic Maps, Mapy.cz oder Komoot, bei denen der Weg eingezeichnet ist.
Während die Luft immer dünner wird, sind die Vulkane der Umgebung immer deutlicher zu erkennen, von denen einige zu den höchsten des Landes gehören: Der Popcatepetl sowie der Iztaccihuatl zur rechten Seite, und der stets schneebedeckte Pico de Orizaba zur linken Seite. Spätestens ab hier sollte man langsam und gemächlich vorgehen, denn die Höhenkrankheit kann schneller kicken, als einem lieb ist.
Nach dem womöglich haarsträubendsten Teil, bei dem sich loses Geröll mit dünenartigem Sand abwechseln, ist der Aufstieg geschafft. Es sollten keine vier Stunden vergangen sein, um die Spitze des Malinche auf luftigen 4461 Höhenmetern zu erreichen. Wenn es jetzt noch vor 14 Uhr ist: Gratulation! Falls es später sein sollte, sollte man vielleicht nicht mehr all zu lange die Aussicht genießen, falls man das letzte Collectivo erwischen möchte – auch wenn es absolut verlockend ist, die Sicht herab ins endlos scheinende Tal wirken zu lassen.
Der Abstieg ist noch mal eine kleine Herausforderung für sich. Nicht nur sollte man langsam und stetig den Abstieg bewältigen, um sich vor der Höhenkrankheit zu schützen; ebenfalls ist von oben zu erkennen, dass zahlreiche weitere Wege nach unten führen. Hier verlässt man sich am besten aufs Bauchgefühl oder erneut die Marschrichtungen anderer Wandernder.
Mehr als drei Stunden sollte der Abstieg nicht dauern. Punkt 17 Uhr verlässt das letzte Collectivo des Tages das Centro Vacacional, an dem die Wanderung begann. Wenn man sich mit dem Abstieg mehr Zeit lassen möchte und die Nacht nicht im Eco-Camp verbringen will, kann auch hier wieder UBER Abhilfe schaffen. Von Apizaco gibt es bis in den späten Abend hinein regelmäßige Busse zurück nach Mexiko-Stadt, wo man sich ganz sicher auf einen guten Schlaf und einen ordentlichen Muskelkater am Morgen danach einstellen kann.
Hier sind noch einmal alle wichtigen Eckpunkte zusammengefasst: